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Rettung für ein historisches Ensemble in Mecklenburg

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Architektin Konstanze Guhr und Tischlermeister Bernd Koppermann auf dem Dreiseithof in Palingen (Westmecklenburg). Hinter ihnen befindet sich der ehemalige Schweinestall nach seiner Sanierung. Fotos (2): Dirk Hoffmann

Gebäude mit alter Bausubstanz haben ihren eigenen Charme. Vielen wird das erst nach erfolgter Sanierung bewusst. Andere sehen das viel früher. So wie die Palinger Architektin Konstanze Guhr. Über mehrere Jahrzehnte hinweg hat sie ein besonderes Gespür dafür entwickelt.Erfahrungen bei der Sanierung sehr alter GebäudeAuf die Frage, wie alles begann, muss Konstanze Guhr nicht lange überlegen. In Lübeck sanierten sie und ihr Mann Christoph 1977 eine spätgotische Villa aus dem Jahr 1492. An eine Rettung des Gebäudes glaubten damals nur wenige. Die Guhrs gehörten dazu und schafften das scheinbar Unmögliche. 

Dreiseithof in Palingen mit Scheune, Schweinestall und Haupthaus saniert

Einen langen Atem bewies die Architektin auch beim Erhalt des Dreiseithofes in Palingen, zwischen Lübeck und Schönberg in Westmecklenburg gelegen. Schon 1991 hatten die damals noch in Lübeck wohnenden Guhrs mit einer weiteren Familie den Resthof gepachtet. Es war ein traumhafter Ort für ihre Kinder und Tiere, zu denen auch einige Pferde gehörten. Und wie gerne hätte man schon zu dieser Zeit den Hof mit seiner Fachwerkscheune von 1857 und dem historischen Wohnbereich der Bauernfamilie gekauft. Die Alteigentümer aber sträubten sich dagegen, sie hätten die Gebäude lieber abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Die Jahre vergingen und die Hofanlage verfiel zusehends. Mittlerweile war es eine Ruinenlandschaft geworden. Der endgültige Todesstoß blieb der Hofanlage aber erspart. Denn es gab ja auch 2012 noch kühne Optimisten wie den Landschaftsplaner Christoph Gondesen und die Architektin Konstanze Guhr, die als Projekt Palingen GbR den Hof im Oktober des gleichen Jahres kauften.

Rettung für ein historisches Ensemble in Mecklenburg-2
Konstanze Guhr und Bernd Koppermann vor einer Zwischentür im Haupthaus, die gut erhalten war, aufgearbeitet wurde und nach der Sanierung des Hauses in neuem Glanz erscheint.

Mit Hilfe von Dorferneuerungsmitteln und einer Kofinanzierung aus der Bewegungsstiftung gelang 2013 im ersten Bauabschnitt eine Sanierung der Fachwerkscheune. Im Jahr darauf wurde im 2. Bauabschnitt dem Schweinestall neues Leben eingehaucht. Von ihm war nur noch die äußere Hülle übrig geblieben. Jetzt ist es ein schmuckes Gebäude in einem intakten Dorf- ensemble mit einem dazu gehörenden Haupthaus.

''Darüber haben sich manche gewundert''.

Konstanze Guhr
Die Hausbesitzerin über die Reaktion von Außenstehenden, weil die alten DDR-Holzrahmen nach Abstimmung mit der Denkmalpflege mit Bierlasur bestrichen wurden

Auch hier achtete die Architektin in Abstimmung mit der Denkmalpflege bei der Sanierung sehr darauf, dass der ursprüngliche Charakter erhalten blieb. So wurden unter anderem die Fensterrahmen aus der DDR-Zeit gegen die ursprünglichen ersetzt. Bestrichen wurden sie wie zu Zeiten des Baus im 19. Jahrhundert mit Bierlasur. „Darüber haben sich manche gewundert“, meint Konstanze Guhr. Aber es passt in das Gesamtbild des sanierten Haupthauses, in dem an der Seite im Obergeschoss auch größere Fenster eingebaut wurden. Zur besseren Lüftung der Wohnungen war das notwendig. Der Denkmalpflege ist Konstanze Guhr heute noch dankbar, dass sie diese Fenster genehmigte.

Das Haus verfügt über insgesamt zehn Wohnungen. In der größten mit gut 100 Quadratmetern wohnt der Tischlermeister Bernd Koppermann, der als Baubeauftragter der GbR an vielen Sanierungsarbeiten selbst aktiv mitwirkte. So wie er sind auch Konstanze Guhr und ihr Mann Christoph längst heimisch geworden. Sie haben eine der drei Wohnungen im ehemaligen Schweinestall bezogen.

Von Dirk Hoffmann