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Joboffensive - 8. Juni 2019

Neue Wege zu neuen Kollegen

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Das hat wohl noch keiner gemacht: Eine Firma aus Dresden flog mit ihren Bewerbern in den Urlaub!                            FOTO: OBS/GEVEKOM GMBH/ISTOCKPHOTO LP

Wie Arbeitgeber Mitarbeiter finden können

Egal in welcher Branche man sich umsieht, die Besetzung von offenen Stellen fällt den meisten Unternehmen auf dem Markt zunehmend schwerer. Das liegt nicht nur an den hohen Anforderungen an die Bewerber. Auch deren Bedürfnisse haben sich mit der Zeit geändert. Unternehmen können dabei oft nicht mithalten, da sie zu unflexibel oder konservativ geworden sind. Dennoch wird versucht, mit Stellenanzeigen jeglicher Art die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Beispielsweise mit Speeddating, Verlosung von Sachpreisen oder Willkommensgeschenken jeglicher Art. Das alles jedoch meist ohne den erwünschten Erfolg. Was nun? Wie kann es anders gehen und gibt es überhaupt Ansätze, dieses Problem zu lösen? Großes Augenmerk liegt auf der sogenannten „Generation Y“, die ihre ganz eigenen Vorstellungen hat. Dabei spielt neben dem Gehalt und etwaigen Aufstiegschancen auch der Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit eine entscheidende Rolle. Das Unternehmen muss für die nach 1980 Geborenen wie ein Produkt wirken: sexy in Verpackung und Inhalt. Um diese Forderungen unter einen Hut zu bekommen, legen immer mehr Unternehmen Wert auf flache Hierarchien und selbstständiges, flexibles Arbeiten. Doch das Tauziehen um Talente nimmt auf Stellenportalen erst richtig Fahrt auf. Hier erleben die Nachwuchskräfte im wahrsten Sinne des Wortes eine Flut an Stellenanzeigen. Innovative Ideen suchen Bewerber hier meist vergebens. Auch die Bewerbungsverfahren finden in der Regel immer wieder im klassischen Schema, vom Assessment Center bis hin zu stressigen Gesprächen, statt. Auch die gevekom GmbH, eines der führenden Call-Contact-Centern in Deutschland, steht täglich vor der Herausforderung, neues, geeignetes Personal zu finden. „Unsere einzige Wachstumsbremse wäre zu wenig Personal an unseren sechs Standorten“, so Roman Molch, Geschäftsführer des Unternehmens, und erklärte das Thema im vergangenen Jahr zur Chefsache. Er stellte den Bewerberprozess im Unternehmen einmal komplett auf den Kopf. Üblicherweise bewerben sich Interessenten auf eine Stellenanzeige und werden zu oft einseitigen Einstellungsgesprächen oder Auswahlverfahren in steifer Atmosphäre eingeladen. Damit lockt man keine Bewerber mehr zu einer Bewerbungsmappe. „Wir müssen uns als Unternehmen richtig gut verkaufen, müssen sexy sein, wenn wir die Besten wollen“, so Roman Molch weiter.

So kann es gehen: gevekom GmbH aus Dresden fliegt mit Bewerbern in den Urlaub

Wir müssen uns als Unternehmen richtig gut verkaufen, müssen sexy sein, wenn wir die Besten wollen.

Roman Molch, Geschäftsführer gevekom GmbH

Wie Arbeitgeber Mitarbeiter finden können

Kulturelle Angebote und ausgebaute Infrastruktur sind nicht alles, wonach sich Arbeitnehmer sehnen

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Attraktivität von Arbeitsstelle und Wohnort sowie niedrige Lebenshaltungskosten sind Pfunde, mit denen Arbeitgeber wuchern können. FOTO: OBS/HETTENBACH GMBH & CO KG WERBEAGENTUR GWA/DEPOSITPHOTOS.DE/STOCKASSO

In vielen Orten, in denen sich Unternehmen aus dem Mittelstand befinden, ist das Leben für Bewerber wirtschaftlich überdurchschnittlich attraktiv. Das ist ein Argument, das Arbeitgeber für ihre Mitarbeitersuche nutzen können.

Im Mittelstand gibt es viele Arbeitgeber, die als „Hidden Champions“ gelten. Laut Veröffentlichung der „Wirtschaftswoche“ vom November 2018 sind 450 von ihnen sogar Weltmarktführer. Solche Mittelständler haben allerdings häufig mit gleich zwei Problemen zu kämpfen. Erstens genießen sie zwar einen guten Ruf und einen überdurchschnittlich hohen Bekanntheitsgrad. Das gilt aber leider meistens nur für ihre eigene Branche. Und zweitens befinden sie sich oft in Orten, die wenig bekannt sind. Nicht umsonst steckt in der Bezeichnung Hidden Champions das Wort „versteckt“. Doch welcher Bewerber kennt schon Orte wie Iphofen in Bayern, Harsewinkel in Nordrhein-Westfalen, Niesetal in Hessen, Büdelsdorf in Schleswig-Holstein oder Ingelfingen-Criesbach in Baden-Württemberg? In all diesen und zahlreichen weiteren unbekannten Orten befinden sich Weltmarktführer, deren Name Bewerbern außerhalb der Branche nichts sagt. Kein Wunder also, dass Bewerber bei ihrer Suche in einem Stellenportal diesen Arbeitgebern weniger Aufmerksamkeit schenken als bekannten Unternehmen und Marken.

Das Portal www.stelleninfos.de hat sich mit dieser Problematik des Mittelstands intensiv auseinandergesetzt und bietet Arbeitgebern eine interessante Möglichkeit, ihre Chancen zu verbessern, Mitarbeiter zu gewinnen. Als nach eigenen Angaben einziger Anbieter in Deutschland berechnet das Portal einen sogenannten Stelleninfos-Index. Er lenkt die Aufmerksamkeit potenzieller Bewerber durch eine besondere Markierung schon in der Auflistung auf solche Stellenangebote, die sich in Orten befinden, in denen man wirtschaftlich mehr vom Leben hat.

Es lohnt sich, genau zu vergleichen

Über einen Algorithmus wird für alle Orte in Deutschland anhand von Werten, wie zum Beispiel dem Haushaltsnettoeinkommen, den Lebenshaltungskosten und Mieten, direkt für jede einzelne Stelle berechnet, ob ein Zweipersonenhaushalt im Vergleich zum Bundesdurchschnitt besser oder schlechter dasteht. Dabei ergeben sich deutliche Unterschiede, die monatlich mehrere hundert Euro ausmachen können. Wer sich zum Beispiel entscheidet, in einer teuren Großstadt zu arbeiten, der muss damit rechnen, dass eine für einen Stellenwechsel ausgehandelte Gehaltserhöhung durch die Lebenshaltungskosten nicht nur aufgefressen wird, sondern am Ende sogar auch noch weniger im Geldbeutel bleibt als zuvor. Es lohnt sich für Bewerber also, genauer hinzusehen.

Ganz anders sieht die Situation in den meisten Orten aus, in denen die „Hidden Champions“ ihre Unternehmen haben. So befinden sich zum Beispiel nahezu zwei Drittel der Weltmarktführer in Orten mit einem positiven Stelleninfos-Index, der über dem Bundesdurchschnitt (=100) liegt. Gerade dort gibt es also für Bewerber hervorragende Möglichkeiten, nicht nur eine interessante Stelle zu finden, sondern auch wirtschaftlich deutlich mehr vom Leben zu haben. Während Bewerber sich in Metropolen weniger leisten können, bieten ihnen die Orte der „Hidden Champions“ deutlich attraktivere Möglichkeiten. Wer möchte zum Beispiel nicht lieber in einem Haus als in einer kleinen Wohnung leben? Man muss es potenziellen Bewerbern nur sagen.

Mittelstand punktet mit Vorteilen

In Deutschland möchten mehr Arbeitnehmer für kleine und mittelständische Unternehmen arbeiten als für internationale Konzerne. Das zeigt die Studie Randstad Employer Brand Research 2019.

Die drei beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands heißen zwar Fraunhofer, Lufthansa und ZF Friedrichshafen – aber in der Summe möchten die Arbeitnehmer in Deutschland lieber im Mittelstand beschäftigt sein. 33% der Befragten nannten kleine und mittlere Unternehmen als bevorzugte Arbeitgeber, nur 17% möchten am liebsten für Großunternehmen tätig sein.

Argumente: Atmosphäre und Work-Life-Balance

Wie kommt der Mittelstand zu diesem Spitzenplatz? Die Ergebnisse der Studie zeigen, welche Aspekte Arbeitnehmern bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes besonders wichtig sind: „Arbeitnehmer, die gerne in kleinen bis mittleren Unternehmen beschäftigt sein möchten, legen vor allem Wert auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre, hohe Jobsicherheit und eine funktionierende Work-Life-Balance. Vom Mittelstand versprechen sie sich, dass er diese Erwartungen erfüllen kann“, erklärt Petra Timm, Pressesprecherin bei Randstad. Wen es dagegen zu den großen Konzernen zieht, der verspricht sich davon in erster Linie Vorteile für die Karriere.

Wechselwillige strömen in den Mittelstand

Kleine und mittelständische Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind für gut ausgebildete Bewerber attraktiver geworden. Diese können durch den Fachkräftemangel ihren Arbeitsplatz frei aussuchen – und ziehen den Mittelstand den großen Unternehmen vor. Wechselwillige Arbeitnehmer zieht es laut Studie in kleinere oder mittlere Unternehmen. Für die aktuelle Umfrage wurden in der Bundesrepublik Deutschland 6312 Teilnehmer online befragt.