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Mit Energie

Mit erneuerbarer Energie den Kohlendioxid-Austausch in MV reduzieren

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Gunnar Wobig, GF Leka und Christian Pegel, Energieminister MV im Gespräch Energieminister Christian Pegel (r.) und der Geschäftsführer der LEKA MV, Gunnar Wobig, beim Auftakt der Kampagne MVeffizient. Margit Wild

OZ: Mit welchem Ziel wurde die Initiative „MVeffizient“ ins Leben gerufen?Gunnar Wobig: „Wir, die Landesenergie- und Klimaschutzagentur Mecklenburg-Vorpommern (LEKA MV) und das Energieministerium des Landes haben im Jahr 2018 die Kampagne ‚MVeffizient‘ initiiert. Damit wollen wir dazu beitragen, den Verbrauch fossil erzeugter Energien und damit den Kohlendioxid-Ausstoß in M-V zu reduzieren. Ein probates Mittel dieses Ziel zu erreichen ist neben der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen der Ersatz fossiler Energien durch die Integration erneuerbarer Energien wie Solarenergie, Biomasse und Wind.Neben Haushalten und Kommunen haben besonders Unternehmen ein großes Energieeinsparpotenzial – im Schnitt ca. 30 Prozent.

Im aktuellen Gespräch mit Gunnar Wobig, Geschäftsführer der Landesenergie­ und Klimaschutzagentur Mecklenburg­Vorpommern

Zu den größten Energieverbrauchern zählen bei uns im Land die Branchen Ernährung, Tourismus und Gesundheit. Deshalb fokussieren wir uns mit der Kampagne ‚MVeffizient‘ auf diese.“

OZ: Wie sehen Beratungsangebote für die Wirtschafts- und Tourismusbranche aus?

Gunnar Wobig: „Die LEKA MV ist grundsätzlich Anlaufstelle für jedermann in M-V, ob Privatperson oder Kommune, wenn es um die Beratung rund um erneuerbare Energien und Klimaschutz geht. Mit der Kampagne ,MVeffizient‘ wollen wir jedoch explizit die Firmen unterstützen. Im operativen Geschäft bleibt vielen Unternehmern keine Zeit, sich über Energieeffizienz Gedanken zu machen. Deswegen können diese jetzt bei einem kostenfreien Vor-Ort-Termin mit unseren Ingenieuren über mögliche Energieeinsparmaßnahmen sprechen und sich über den wirtschaftlichen Einsatz erneuerbarer Energien sowie Fördermöglichkeiten informieren. Zudem zeigen wir bei regelmäßigen Stammtischen im ganzen Land gute Umsetzungsbeispiele. Alle Termine und Infos finden Sie unter www.mv-effizient. de.“

OZ: Gibt es Förderprogramme, die Anreize schaffen, in neue Technologien zu investieren?

Gunnar Wobig: „Sowohl das Landesförderinstitut als auch das Bundeswirtschaftsministerium und die Kreditanstalt für Wiederaufbau bieten für die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen und die Integration erneuerbarer Energien eine Vielzahl von Förderprogrammen. Hier gibt es Förderzuschüsse in Höhe von 30, 40 oder mehr Prozent sowie zinsgünstige Kredite. Eine Studie der Uni Stuttgart aus dem Jahr 2018 hat jedoch ergeben, dass 76 Prozent der befragten Unternehmen bisher keine Fördermittel in Anspruch genommen haben. Dabei können diese die Amortisationszeiten von Investitionen massiv reduzieren. Hier wollen wir die Unternehmen künftig noch besser zu verfügbaren Förderprogrammen informieren.“

Mit erneuerbarer Energie den Kohlendioxid-Austausch in MV reduzieren-2
Gunnar Wobig, Geschäftsführer der LEKA MV. Foto: HST

"Zu den größten Energieverbrauchern zählen bei uns im Land die Branchen Ernährung, Tourismus und Gesundheit. Deshalb fokussieren wir uns mit der Kampagne ‚MVeffizient‘ auf diese.“

Gunnar Wobig
Energieexperte

Natürlich ist zu berücksichtigen, dass sowohl Sonne als auch Wind nicht stetig verfügbar sind. Aber aufgrund der negativen Korrelation - wenn Sonne, dann kein Wind und umgekehrt - kann bei Nutzung von Sonne und Wind eine erhebliche Abdeckung des Strombedarfs erfolgen. Außerdem können Betriebe ihre Energielast zu einem gewissen Teil selbst steuern, also in Zeiten verlagern, in denen die Sonne scheint bzw. der Wind weht. Ein weiterer Baustein sind Speicher. Hier sind die Preise in den vergangenen sieben Jahren um 76 Prozent gefallen.

Einziger Knackpunkt der Eigenversorgung mit erneuerbaren Energien sind aus unserer Sicht die rechtlichen Rahmenbedingungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Demnach müssen Energieproduktion und –verbrauch beispielsweise nachweislich zeitgleich erfolgen. Zudem muss die Energieerzeugungsanlage vom Energieverbraucher selbst und in direkter Nähe betrieben werden. Allein der Wegfall der Zeitgleichheit würde für erhebliche wirtschaftliche Anreize für die Speicherung der selbsterzeugten erneuerbaren Energie sorgen – z. B. im E-Fuhrpark. Damit wären wir auch in Sachen Verkehrswende einen großen Schritt weiter.

Etwas positiver sieht es mit der Eigenversorgung bei den Privathaushalten aus: Hier lag Mecklenburg-Vorpommern 2013 im deutschen Durchschnitt: Immerhin acht Prozent der Privathaushalte produzieren Strom bereits selbst. Noch besser sieht die Bereitschaft zur Eigenversorgung aus: 83 Prozent der Bürger in M-V wären bereit ihren Strom selbst zu erzeugen.“

OZ: Was ist aus Ihrer Sicht politisch notwendig, um der Energiegewinnung aus Windkraft zu mehr Akzeptanz in der Bevölkerung zu verhelfen?


Gunnar Wobig: „Mehr Akzeptanz erreicht man immer, wenn man alle Betroffenen bereits bei der Planung von Windenergieanlagen einbezieht, Bedenken ernst nimmt und diese so weit wie möglich berücksichtigt. Im besten Fall beteiligt man Bürger und Kommunen finanziell oder schafft sogar Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region. Das gelingt bereits heute mit Bürgerwindparks oder durch eine grundsätzliche Pflicht der Windparkbetreiber, Kommune oder Bürger am Erfolg über die Gewerbesteuer hinaus zu beteiligen. Unser Bürger- und Gemeinden-Beteiligungsgesetz, das der Landtag 2016 beschlossen hat, zielt genau in diese Richtung. Damit werden Windparkbetreiber verpflichtet, Bürgern und Kommunen im Umkreis von fünf Kilometern eine Beteiligung von mindestens 20 Prozent am Vorhaben anzubieten. Auch dazu bietet die LEKA MV Beratungsgespräche für Kommunen an.“