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Fit & Gesund 2019

Alles, was ein Demenzkranker tut, hat einen Sinn

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Ergotherapeuten raten bei beginnender Demenz weiter Sport zu treiben. Foto: Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V

Autofahren mit Diabetes meistens kein Problem

Erfreulicherweise leben immer mehr alte Menschen länger in den eigenen vierWänden. „Was sich zunächst wie der Idealzustand anhört, kann für Menschen mit Demenz mitunter in heikle Situationen münden. Oder die pflegenden Angehörigen stark belasten.“, weiß die Ergotherapeutin Ann-Kathrin Blank, DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V.). Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die bereits ab einem sehr frühen Stadium der Demenz professionelle Beratung und Unterstützung durch Ergotherapeuten erhalten, im Alltag besser zurechtkommen.

Mit Ergotherapie die Körperwahrnehmung erhalten und die Folgen von Demenz abschwächen


Wirtschaftliche Argumente sprechen ebenso dafür wie gesamtgesellschaftliche Verpflichtungen und der Inklusionsgedanke: Möglichst viele Menschen sollten ihren Lebensabend autark oder im Kreiseihrer Lieben verbringen können. Damit dies auch bei Menschen mit Demenz für alle Beteiligten bestmöglich funktioniert, empfiehlt die Expertin Ann-Kathrin Blank, früh mit der Beratung und Unterstützung der Betroffenen zu beginnen, um die Auswirkungen dieser Alterserkrankung auf den Alltag zu mildern. Gleichzeitig bietet sie den Angehörigen ein Coaching an und klärt über Hintergründe und Folgen dieser Erkrankung auf. Das ermöglicht ihnen adäquat mit ihrem an Demenz erkrankten Familienmitglied umzugehen.

„Gegen das Fortschreiten der Demenz lässt sich kaum etwas tun; gegen die Auswirkungen auf den Alltag hingegen schon.“

Ergotherapeutin Ann-Kathrin Blank
DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V.).

Körperwahrnehmung: Bewegung spielt eine wichtige Rolle

„Alles, was ein Demenzkranker tut, hat einen Sinn.“, wirbt die Ergotherapeutin um mehr Verständnis für Menschen mit Demenz „Sie wollen sich selbst spüren.“ Die nachlassende Körperwahrnehmung ist der Grund, warum es bei vielen Betroffenen im Verlauf der Erkrankung zu Handlungen kommt, die für die Außenwelt zunehmend absurder und unverständlicher scheinen. Um dieser unaufhaltsamen Entwicklung entgegenzuwirken und die Folgen möglichst lange hinauszuzögern oder abzuschwächen, raten Ergotherapeuten Menschen mit einer beginnenden Demenz weiter Sport zu treiben und in Bewegung zu bleiben. Oder, hat derjenige bislang keinen Sport betrieben, eine passende Sportart wie Schwimmen, Yoga oder Qi Gong zu probieren; sportliche Betätigungen also, die in besonderem Maße förderlich für die eigene Körperwahrnehmung sind.Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt ist dabei, dass die nach der Diagnose „Demenz“ oft auftretenden depressiven Reaktionen sich nicht noch dadurch verstärken, dass solche liebgewonnenen Freizeitbeschäftigungen plötzlich entfallen. Zusätzlich zu solchen Maßnahmen, die die Körperwahrnehmung stabilisieren, wirken Ergotherapeuten der nachlassenden Muskelanspannung mit Bewegungsspielen und Wahrnehmungsstimulation entgegen. Auch stärken sie die Fähigkeiten und Ressourcen ihrer Patienten auf körperlicher und mit sehr viel Fingerspitzengefühl auch auf seelischer Ebene. So verleihen sie ihnen mehr Widerstandskraft gegenüber der Stigmatisierung und anderen Ausgrenzungen von außen.

„Demenz beginnt schleichend. Die ersten Symptome lassen sich oft erst im Nachhinein in den richtigen Zusammenhang einordnen. Rückzug kann darauf hindeuten.“

Gabriele Schröder
Beraterin für Angehörige von Demenzkranken

Ziele: ein Ansporn für Menschen mit Demenz

„Gegen das Fortschreiten der Demenz lässt sich kaum etwas tun; gegen die Auswirkungen auf den Alltag hingegen schon“, so die Ergotherapeutin, die erklärt, welche Faktoren die Betroffenen selbst, beziehungsweise in den späteren Stadien ihrer Erkrankung die Angehörigen, positiv beeinflussen können. Die Hände gehören zu den wichtigsten Sinnesorganen. Indem sie sie alltägliche Dinge verrichten lassen, fördern Ergotherapeuten diesen Wahrnehmungssinn bei den demenzkranken Menschen. Parallel klären sie die Angehörigen auf. Erläutern beispielsweise, dass es wichtig ist, schwere Gegenstände zu verwenden, um das Spüren mit den Händen, das „Begreifen“, zu fördern. Alles Schwere regt die sogenannte Propriozeption an, die Tiefensensibilität, die ein wesentlicher Teil der Eigenwahrnehmung ist. Dank dieser wissenschaftlich fundierten, ergotherapeutischen Vorgehensweise gelingt es, Menschen mit Demenz so zu befähigen, dass die Angehörigen sie in alltägliche Handlungen wie Haushalt & Co. sinnvoll einbeziehen können. Dadurch fühlen Menschen mit Demenz sich kompetent und bestätigt; so sind sie motiviert, etwas zu tun und weiter zu tun. Denn findet das Gegenteil statt, haben die Hände – und der Geist – nichts zu tun, kommen sie aus der Übung, noch vorhandene Fähigkeiten lassen schneller nach.

Abwechslung: Ergotherapeuten verschaffen Angehörigen Freiräume

Die Verantwortung von Menschen, die mit einem Demenzkranken in einem Haushalt leben, ist groß. Oft fühlen sie sich rund um die Uhr verpflichtet. Ergotherapeuten unterstützen sie auch an dieser Stelle, geben ihnen eine Reihe Tipps, wie sie praktisch mit bestimmten Angewohnheiten umgehen, Abwechslung und Beschäftigung in den Alltag bringen können. Räumt ein Mensch mit Demenz etwa immer wieder den Kleiderschrank aus, empfehlen Ergotherapeuten niederschwellige, leicht umzusetzende Alternativen wie eine Kiste mit Kleidungsstücken zum Wühlen bereit zu stellen. Oder die Umgebung immer wieder mit neu angepassten Reizen auszustatten, die dem Demenzkranken ermöglichen, haptisch unterschiedliche Dinge zu sammeln und zu fühlen wie Tücher, Kuscheltiere, Nesteldecken, schwere Bücher, … eben alles, das Interesse weckt und demjenigen ermöglicht, sich selbst zu spüren. Darüber hinaus schlagen Ergotherapeuten Möglichkeiten vor, wie betreuende Angehörige ihren Alltag bereichern, sogar gemeinsam mit dem Demenzkranken etwas unternehmen wie ein Tanzcafe oder andere Veranstaltungen zu besuchen. Und damit sowohl freudige Erlebnisse und Augenblicke der Lebenslust für beide zu schaffen als auch durch die Bewegung die Körperwahrnehmung des Partners mit Demenz zu stärken. DVE

Autofahren mit Diabetes meistens kein Problem

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Foto: djd/diabetes-behandeln.de/Getty Images/Cultura RF

ots. Fast alle Menschen mit Diabetes dürfen trotz ihrer Stoffwechselerkrankung hinters Steuer. „Diabetes ist kein Grund, jemandem die Fahreignung abzusprechen“, betont Professor Reinhard Holl von der Universität Ulm im Apothekenmagazin "Diabetes Ratgeber“. Er ist einer der Autoren der Leitlinie „Diabetes und Straßenverkehr“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Ein Problem bei Diabetes ist, dass manche Betroffene zu schweren Unterzuckerungen neigen. Mögliche Folgen sind Bewusstseinsstörungen oder gar Bewusstlosigkeit. Dies erhöht das Unfallrisiko enorm. Wer ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerungen hat, sollte vor Fahrtantritt seinen Blutzucker messen und dokumentieren. Wie hoch der Wert mindestens sein sollte, bevor man losfahren darf, bespricht man mit seinem Arzt. Ist der Wert niedriger, muss er zum Beispiel mit Traubenzuckerplättchen angehoben werden. Losfahren dürfe man erst, wenn der Spiegel im sicheren Bereich liege, so Holl.

Nicht ans Steuer sollte man zum Beispiel zu Beginn einer Insulintherapie. Denn bis die richtige Dosis gefunden ist, kann das Risiko für Unterzuckerungen erhöht sein. Das gilt auch, wenn die Dosis bestimmter blutzuckersenkender Medikamente erhöht wird.


Tipps gegen Unterzuckerung am Steuer

- Vor Fahrtantritt den Blutzuckerwert messen. Er sollte möglichst nicht unter 90 mg/dl liegen. Ist er niedriger, sollte man Kohlenhydrate essen.

- Bei längeren Fahrten die Messung spätestens alle drei Stunden wiederholen.

- Während der Fahrt schnell wirksame Kohlenhydrate wie Traubenzucker oder Fruchtsaft griffbereit haben.

- Bei Anzeichen einer Hypoglykämie oder einem Blutglukosewert unter 70 mg/dl die Fahrt umgehend unterbrechen. Es sollten mindestens 2 KE/ BE schnell wirksame Kohlenhydrate verzehrt werden. Danach die Blutglukose kontrollieren und später eine langsam wirksame BE/KE einnehmen.

- Nach der Behandlung einer Hypoglykämie sollen regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden, bis sicher ist, dass der Blutglukosespiegel stabil über 90 mg/dl liegt.